[Rezension] Carola Bethge – Im Schatten des Kameldornbaums

Persönliche Geschichten finde ich sehr schön. Vor allem, wenn sie auf überraschenden Wege zu mir kommen. Vor einigen Monaten bekam ich von einer Freundin das Buch „Im Schatten des Kameldornbaums“ in die Hand gedrückt. Es dauerte zwar, bis ich zum Lesen kam, aber dann begann eine wunderbare Reise einer Familie, die nicht hätte besser erzählt werden können.

Carola Bethges Familie hat eine bewegte Familie. Einst lebte die Familie in Ostpreußen, doch das Schicksal will es anders. Jochen Bethge, ihr Vater, wagt den großen Schritt und zieht nach Namibia: dort erhofft er sich in der damaligen deutschen Kolonie ein besseres Leben. Aber ihm fehlt dort noch zu seinem Glück eine Frau. Kurzerhand macht er seiner Ilse, auf die er schon in Deutschland ein Auge geworfen hat, einen Heiratsantrag per Flugpost. Er bittet sie nicht nur um die Hand, sondern auch darum, nach Namibia zu kommen. Einige Briefe und Wochen später sitzt Ilse tatsächlich auf dem Schiff und verlagert ihren Lebensmittelpunkt zu Jochen. Sie heiraten, bekommen Kinder und trotzen den Abenteuern, die ihnen begegnen. Es ist kein einfaches Leben. Die harte Natur, aber auch die fremde Kultur verlangen ihnen einiges ab. Als Jochen verunfallt, muss die Mutter eine schwere Entscheidung treffen, dass das Leben der Familie um ein weiteres Mal verändert.

„Im Schatten des Kameldornbaums“ ist ein wirklich faszinierendes Buch. Es ist sympathisch, nahbar, aber auch sehr spannend geschrieben. Carola Bethge, nimmt uns mit auf eine Familienreise, die mich beeindruckt hat. Wie war das für die Menschen, die aus Deutschland bzw. Ostpreußen ausgewandert sind? Heutzutage unterhält man sich viel über das Internet, ob Smartphone oder Tablet oder Laptop. Die Wege sind viel kürzer und flexibler. Aber damals war ein Brief – selbst mit Luftpost – einige Zeit unterwegs. Jede Seite extra kostete entsprechend mehr. In Namibia selbst ist die Kultur anders, und nicht mit der europäischen Kultur direkt vergleichbar. Damit müssen sich die Auswanderer beschäftigen. Auch wenn es später mit der Pferdezucht sehr gut läuft – der Status muss erst erarbeitet werden.

Die Kinder werden in Namibia geboren, wachsen dort auf, und ziehen mit der Mutter zurück nach Deutschland. Dort müssen sie sich erneut ein neues Leben aufbauen – auch hier müssen sie sich wieder auf neue Situationen einstellen.

Carola Bethge erzählt ihre Familiengeschichte auf eine sehr einfühlsame Weise. Sie verarbeitet die Geschichte ihrer Familie mit diesem Buch. Gekonnt setzt sie den Fokus auf die wichtigen Dinge, ohne sich im Detail zu verlieren. Ich habe mich als Leser mittendrin gefühlt. Die Autorin schafft es, Gefühle, aber auch Bilder in einem wachzurufen, um die Landschaft und die Empfindungen der Beteiligten nachvollziehen zu können. Da ich nicht alt genug bin, um bei der Geschichte von Ostpreußen bzw. Namibia mitreden zu können, habe ich parallel sehr viel mit recherchiert. Wo ist die Autorin hingefahren? Wie war das damals mit Ostpreußen und Namibia? Wo sind die Menschen hingegangen, als sie dort nicht mehr bleiben konnten?

Die Geschichte von Carola Bethge ist ein Einzelschicksal, und doch ist sie ein Beispiel von vielen. Sie nimmt einen gekonnt an die Hand, und man reist mit ihr. Am liebsten wäre ich mit ins Auto und in den Flieger gestiegen und hätte sie gerne begleitet. Persönlich, und doch lehrreich. Sicherlich nichts zum einfach so lesen, diese Geschichte muss wirken, und ich finde, sie hat mich beeindruckt.

Veröffentlicht von Kupfi

Mein Name ist Kupfi, und ich liebe Bücher über alles! Aber auch gute Kinofilme, Salonmagie und Musik

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